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Aus der Redaktion
Tagebuch-Notizen, November 2009
 

Am 04. November strahlte das SWR3-Fernsehen einen Bericht über die Märklin-Pleite aus. Fast ist man versucht zu sagen, dass der für uns LGB-Bahner uninteressant, wenn auch ganz nett war. Aufhorchen ließ dann die Aussage des Insolvenzverwalters, dass man die Produktionsverlagerung nach China für eine falsche Entscheidung halte, und dass man nicht verstehen könne, wie man die wertvollen Formen und das damit zusammen hängende „know-how“ so einfach in ein derart einschlägig unzuverlässiges Land geben könne. Hört, hört, - haben wir den „Lehmännern“ das nicht auch seinerzeit wiederholt und massiv zu bedenken gegeben?!
Interessant war dann die Aussage, dass ein Arbeiter in Ungarn ca. 2 Euro netto in der Stunde verdienen würde, und dass in China dann noch weniger bezahlt würde. 
 

Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass bei eBay früher meistens so 2.000 Artikel im Großbahn-Angebot waren. Aktuell sind es jetzt auch schon einmal über 7.000. Ursache ist eine wahre Flut von Ersatzteilen. Zu dem Thema hatte ich mich aber schon einmal geäußert. Zusammenfassend ist einfach festzuhalten, dass man bei „gängigen“ LGB-Fahrzeugen bei einem Verkauf nur mäßige Preise erzielen kann, - wobei ich oftmals daran denken muss, dass dies vielleicht den „wahren“ Wert widerspiegeln möge. Wer seinerzeit die 20-Jahre-Jubiläumsstraßenbahn zu rd. 450 DM erworben hat, wird heutzutage ganz enttäuscht feststellen, dass er auch für sehr gut erhaltene Exemplare vielleicht nur 150 Euro erzielen kann. Hierzu muss man aber dann auch wissen, dass seinerzeit der Preis völlig überzogen war, und dass man heutzutage kaum noch Liebhaber für solche bunten Werbemodelle findet. Und das vollständige Zerlegen und Neulackieren der Modelle ist ja auch nicht jedermanns Sache.
 

Leider tummeln sich auch immer mehr „schwarze Schafe“ in den eBay- Reihen. Wenn man sich die Angebote anschaut und die Beschreibungen liest, dann kann es einen manches Mal schon grausen. Wenn jemand ein Lokmodell aus Holz als „LGB“-Fahrzeug anbietet, nur weil der frühere Erbauer ein Fahrgestell von Lehmann verwendet hat, dann braucht das noch nicht einmal ein böser Wille zu sein. Der Mensch hat nur keine Ahnung! Manches Fahrzeug ist dann ganz offensichtlich in einem derart jämmerlichen Zustand, dass man sich wundert, wenn überhaupt Gebote darauf abgegeben werden. Es juckt dann schon mal in den Fingern, anzufragen, ob es am Wohnort des Anbieters eigentlich keine Mülltonnen gäbe….
 

Die LGB-Fahrzeuge, die ich dagegen aus meiner Sammlung bei eBay einstelle, sind fast immer nagelneu und bieten diesbezüglich keinerlei Risiko für den Käufer. Ich habe aber eine ganz andere Geschichte mit einem gewissen „schimpel-joe“ erlebt, als ich einen nagelneuen gelben „Schweiger“- Zug verkauft hatte. Es kam dann nämlich eine Mail mit folgenden Text: 
„Ich bin enttäuscht und auch verärgert, denn Sie schreiben sowohl in der headline „Neu“ mit Ausrufezeichen, als auch noch einmal im Text „nagelneu“, jedoch sowohl an den Rädern als auch an den Stromabnehmern der Lok ist ein deutlicher Abrieb erkennbar. Den Rest habe ich schon gar nicht mehr ausgepackt, weil mir nach der Inaugenscheinnahme der Lok die Freude bereits vergangen war.“
Ich habe darauf hin kurz und bündig wie folgt geantwortet: 
„Bitte teilen Sie mir Ihre Bankverbindung zwecks Erstattung des Kaufpreises mit und senden das Set zurück“. 
Das war ein Entgegenkommen meinerseits, da ich erstens genau wusste, dass der Zug völlig neu und unbenutzt war, und da ich ja gem. eBay- Bedingungen als Privatverkäufer sowieso nicht zu einer Rücknahme verpflichtet war. Darauf hin kam dann folgende Antwort:
„Da ich die Verpackung entsorgt habe ist mir dieser Aufwendung wegen ‚ein paar Euro’ mehr oder weniger zu groß.“ 
Und dann in einer Folgemail: 
„Wenn Sie bereit sind, den Kaufpreis und die Rücksendung zu erstatten und den Kauf rückgängig zu machen,, könnten Sie mir auch die ansonsten sinnlos vertanen Euro 20,- für den Hin- und Rückversand erstatten und ich würde das Set behalten.“
Da wurde ich aber dann doch etwas böse und habe kurz und knapp geant- wortet: 
„Meine LGB-Sets sind nagelneu und sind nie gelaufen! Was soll also der Unsinn? Schicken Sie das Set zurück! Einen Karton werden Sie ja wohl noch finden!“
Und dann kam plötzlich als verblüffendes Eingeständnis folgende Mail:
„Ich habe mir jetzt die Zeit genommen, die Lok noch einmal genauestens unter Licht anzuschauen. Da es möglich ist, dass das, was ich als Abrieb gedeutet habe, auch auf das schlechte Schleifen der Räder und vor allem der Stromabnehmer zurückzuführen ist, möchte ich Ihnen kein Unrecht tun und die Sache auf sich beruhen lassen. Sollte ich in diesem Fall zu vorschnell gewesen sein, bitte ich Sie um Verzeihung!“
Das war dann wohl ein klassischer Fall von Rückzieher! Wollte da jemand nur versuchen, einen Preis nachträglich zu drücken? In der Erwartung, dass der Verkäufer den Zustand seiner Artikel so genau dann doch nicht mehr weiß? Ach ja, zwischendurch hatte der „schimpel-joe“ noch geschrieben, er halte einen Kaufpreis von 140 Euro für angemessen. Und dass, obwohl er ohnehin nur rd. 180 Euro für das komplette, und wie gesagt nagelneue Set bezahlt hatte, - mit Stainz-Dampflokomotive, zwei Personenwagen, Schienenkreis, Transformator und Figuren. Was soll man dazu sagen?
 

Mitte November wurde dann auch die LGB-Depesche Nr. 137 ausgeliefert. Die letzte, - nein, nicht nur für dieses Jahr. Wie ich hörte, wird die Zeitung eingestellt, und dann wohl LGB-Neuheiten per Märklin-Magazin besprochen. Wieder ein Stück des alten Zopfes abgeschnitten. Vorbei mit der besonderen LGB-Philosophie, mit dem LGB-Familiengedanken, - die Marke wird ein ganz „normales“ Produkt. Zumindest unter der derzeitigen Regie des Insolvenz- verwalters. Und mit dem „LGB-Club“ dürfte es dann auch zu Ende gehen. Die Depesche war ja immerhin eine fest einkalkulierte Gegenleistung für den Clubbeitrag. 
 

Ich wünsche Ihnen – auch im Namen der anderen „LGB-Freunde-Much“ – eine schöne Advents- und Vorweihnachtszeit!  
 

 
 

In diesem Sinne und mit herzlichen Grüßen aus Much!

Ihr H.-Jürgen Neumann

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