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Aus der Redaktion
Tagebuch-Notizen, Juli 2007
 

Im Juni war das große Rätselraten noch weiter gegangen. Erst hatte es geheißen, die Firma Märklin überprüfe den Erwerb von LGB bzw. der Firma Lehmann und hätte vom Insolvenzverwalter hierfür eine Frist von 14 Tagen eingeräumt bekommen. Wieder so eine vage Aussage, und daher wurde sie in meinem Juni-Tagebuch erst gar nicht erwähnt. Man hörte dann auch nach Ablauf dieser Frist nichts mehr davon. Bis zur vorigen Woche allerdings nur, denn da war es amtlich. „Märklin“ hatte den Zuschlag bekommen.  

 

Zuvor hatten die „Nürnberger Nachrichten" am 04. Juli noch gemeldet, dass es ein neues Angebot über die Münchner Rechtsanwalt-Kanzlei Jakob & Meyer geben solle. Eine Gruppe, bestehend aus den Juristen der Kanzlei selbst, der US-Gesellschaft (und Eigentümerin von „LGB of America") „G 45", dem Beratungsunternehmen „GCI Management" aus München und dem niederländischen Finanzinvestor „Nimbus" (mit deutscher Tochter in München) hätten Interesse angemeldet. Nun muss man wissen, dass in den allerseltensten Fällen Rechtsanwälte als Privatinvestoren Anteile einer Modellbahn-Herstellerfirma übernehmen. In der Regel, wenn sie nach außen hin so auftreten, tun sie das als Treuhänder. Allgemein verständlich ausgedrückt ist ein Treuhänder so etwas wie ein amtlich zugelassener Strohmann. Das Treuhandverhältnis muss zwar beim Finanzamt offenbart werden, ist aber gleichwohl der Öffentlichkeit gegenüber durch das Steuergeheimnis gut geschützt. Und nun raten Sie mal, wer denn nun als der Treugeber hinter diesem Fall gesteckt haben könnte, falls Rechtsanwalt Jakob oder die anderen möglichen Investoren nur Treuhänder sein sollten? Richtig! Daran hatte ich seinerzeit auch gedacht.... 

 

Am Freitag den 13. kam dann immerhin eine positive Nachricht über den Ticker: PIKO hatte offensichtlich, wie ja schon gemunkelt worden war, ein Gleisprogramm im LGB-Maßstab in der Planung. Lieferbar ab Oktober soll es sieben verschiedene gerade Gleise geben, Länge von 9,5 bis 120 cm. Dann werden drei verschiedene Gleisradien angekündigt sowie zwei Weichen, eine Dreiwegweiche, eine Y-Weiche, eine Doppelkreuzungsweiche und zwei verschiedene Kreuzungen. Respekt! Ein komplettes Programm.... Allerdings sind die angekündigten Preise ziemlich heftig: Ein 60-cm-Gleisstück soll 14,50 Euro, ein 120-cm-Gleis gar 29,00 Euro kosten – gegenüber 9,00 bzw. 18,40 Euro bei LGB zuletzt. Da wird manchem Möchte-Einsteiger der Spaß an der Gartenbahn vergehen! Und ich kann nur mit dem Kopf schütteln, - wenn Sie wissen, was ich meine.... Und ich erinnere daran, dass seinerzeit die Erfinder des „eXtra"-Shops auch gedacht haben, sie könnten jetzt mit der Schüppe das Geld reinholen. Die Folgen dieser Fehleinschätzung sind bekannt. Denn in der freien Wirtschaft gibt es oft genug keine zweite Chance!
 

POLA hat übrigens auch eine Preiserhöhung für den 01. August angekündigt. Zusätzlich zu der vom Jahresanfang, versteht sich! Ich habe schon von Händlern gehört, die daraufhin nichts mehr bestellen wollen. Gefällt mir! Man muss auch mal ein Zeichen setzen....
  

Zurück zu Märklin: Die offiziellen Pressetexte sind ja bekannt. Was genau der Kaufpreis beinhaltet, weniger bis gar nicht. Es wird wohl so sein, dass in der Saganer Straße die angefangenen Artikel noch fertig produziert, und dass demnächst die vorhandenen Warenbestände ausgeliefert werden. Ich schätze mal, dass Ende des Jahres Zapfenstreich ist. Märklin hat ja kein Geheimnis daraus gemacht, dass der Standort geschlossen werden soll, und dass vom alten Personalstamm nur ca. 20 Personen übernommen werden sollen. Danach wird es wohl darauf hinauslaufen, dass irgendwann nur noch in China produziert und in Deutschland nur ausgeliefert und verwaltet wird. Mit allem, was dazu gehört....
 
Ich sehe das jetzt mal ganz unvoreingenommen: Wenn es gelingt, die Qualität in China an die hiesigen Ansprüche anzupassen, wenn wieder die Modelle produziert werden, die die Kundschaft auch haben will, wenn die LGB wieder auch für den Normalsterblichen „bezahlbar“ wird, wenn insbesondere ein preiswertes Kinder- und Einsteigerprogramm geschaffen wird, wenn die LGB eine eigenständige Marke bleibt, - warum sollte der Eigentümer dann nicht „Märklin“ heißen??? 
  

Die nahe liegendste Frage ist momentan einfach, welche Ware liegt noch im Lager Nürnberg und steht in Kürze dem Handel und damit den LGB-Bahnern zur Verfügung?  Für große “Enthüllungs-Berichte“ in Sachen LGB-Pleite ist es derzeit noch zu früh. Da muss noch mehr ans Licht der Sonnen, sonst läuft man Gefahr, Falschmeldungen zu verbreiten. Und davon hat es in den letzten Monaten ja schon genug gegeben. Manch´ Possenspiel wird zu enthüllen sein: Vom Zuschlag an einen gewissen Hermann Schöntag bis zu einem Angebot in letzter Stunde einer Firma Massoth. 
 

Fest steht für mich zum Schluss, dass gewisse Herren in Nürnberg mit einem völlig anderen Ergebnis der Geschichte gerechnet haben. Aber manches Mal gibt es auch noch eine Gerechtigkeit auf der Welt! Schade dann immer nur, wenn es auch diejenigen betrifft, die keine Schuld an der Misere haben....
  

In diesem Sinne und mit herzlichen Grüßen aus Much!

Ihr H.-Jürgen Neumann
  

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