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Aus der Redaktion
Gedanken im April (2020)

 

Ich gebe es ja zu: Unser Webmaster und seine hartnäckigen Anfragen stecken dahinter, dass ich doch wieder einmal etwas Gedankliches zu Papier bringe. Er meinte, dass ich zur Zeit des Corona-Virus doch eigentlich viel Zeit haben müsste. Sei es drum …

Ich weiß natürlich, was sein größter Wunsch wäre: Nämlich, die Serie der jahrgangsweisen Vorstellung des LGB Programms, die ja hier auf unseren Seiten im Jahr 2006 unter „LGB-Historie, die Jahre 1976 bis 1977“ endete, fortzusetzen. Aber da muss ich ihn enttäuschen! Meine Meinung dazu ist nämlich die, dass sich heutzutage für diese Themen kaum noch jemand interessiert! Und „kaum noch“ bedeutet, dass es einfach die viele Arbeit der Recherche, der Foto-Beschaffung und der Formulierungen nicht lohnt, die so etwas mit sich bringen würde....

Am zweitliebsten hätte unser Webmaster, dass ich etwas Positives aus dem LGB-Umfeld berichte. So, wie es ja ursprünglich einmal unsere Idee zu dieser Internetseite LGB-Much.de war. Auch das ist nicht so einfach. Vielleicht gibt es nichts Positives mehr (was eher unwahrscheinlich ist), oder man erkennt es nicht so einfach. Ein Beispiel hat der Webmaster gleich selbst gefunden: die Kirnitzschtalbahn LGB-Nr. 23363 als Neuheit 2020 gefällt ihm gut.
  

Bild: LGB / Märklin
 

Eine Straßenbahn dieser Art fuhr früher zwischen Wuppertal-Vohwinkel und Solingen in der Nähe unseres Elternhauses vorbei und zog im Winter liegengebliebene Lastwagen mit einem Drahtseil den Berg hinauf. Wenn das LGB-Modell lieferbar ist, sehen wir mal, was darüber Positives zu berichten ist.
  

Nicht nur auf Herstellerseite, nämlich der Wechsel vom Lehmann-Patentwerk, Nürnberg, zur Firma Märklin, Göppingen, gibt es per heute gravierende Änderungen. Auch bei den LGB-Freunden hat sich sehr viel verändert! Die LGB-Bahner der ersten Stunden kennen sich in der Regel nämlich aus, die LGB-Jugend - soweit es so etwas noch gibt -, interessiert sich wenig für Historisches! Und ich vermute mal, dass heutzutage spätestens hinsichtlich des Kaufs von LGB-Modellen der geforderte Preis oft abschreckt und das Interesse gegen Null gehen lässt! Die Jugend kauft wohl eher das neueste Modell eines Smartphones oder Computers, - eher als eine Modellbahn-Lokomotive. Ich bedauere dies immer auch mit dem Hinweis, dass man mit dem Modellbahn-Hobby auch sehr viel lernt: Elektrik, Elektronik, Landschaftsbau und vor allen Dingen: GEDULD. Und gerade Geduld haben die Jugendlichen heutzutage, wie man hört, manchmal viel zu wenig! Alles muss schnell gehen, es muss krachen....

Den „LGB-Familiengedanken“, die emotionale Bindung an ein Produkt, verkörpert durch Wolfgang Richter, als „Vater“ der LGB, den gibt es auch nicht mehr so. Man kann es immer wieder deutlich spüren: Heutzutage, also im Hause Märklin, geht nur noch alles ums Geld. Limitierte Serien, hohe Preise, Verkauf im eigenen Webshop, - das alles gab es früher nicht, zumindest nicht in dem heutigen Umfang. Der Händler spielt offensichtlich seitens des Herstellers auch nur noch eine untergeordnete Rolle, - man will eigentlich die Ware nur direkt und aus dem Webshop heraus an den Kunden verkaufen. Insoweit ist dann auch die einstmals gute Verbindung vom Handel zum Endverbraucher gekappt bzw. reduziert. Das ist natürlich eine Philosophie, die man vertreten kann, die aber für einen „alten und eingefleischten“ LGB-Bahner völlig ungewohnt ist. Und mit dem Gedanken: Ich habe ohnehin reichlich genug von LGB, - ich muss nichts Neues kaufen.... Das führt dann auch in gewissem Umfang zu einer Verweigerungs-Haltung. Übrigens nicht nur beim LGB-Bahner, sondern oftmals auch beim Händler.

Und dann ist auch grundsätzlich festzustellen, die Modelle sind viel zu teuer geworden! Die Firma Lehmann hatte seinerzeit ja auch den Fehler mit der Einführung eines „Extra-Shops“ gemacht, in dem besondere Modelle nur direkt in Nürnberg bestellt werden konnten, - zu einem höheren Preis, versteht sich! Die Kundschaft hatte da nicht mitgemacht und hat so vielleicht auch zum Ende der Ära „Made in Nürnberg“ beigetragen. Aber das ist eine andere Geschichte....

Märklin hat – nach meiner Meinung – nunmehr völlig das Gefühl für eine faire Preisgestaltung verloren. Um es vereinfacht auszudrücken: Bei oft schlechter Qualität werden oft unbezahlbare Modelle angeboten. Und, als ob das nicht schon genug wäre, werden dann noch „Golden Spike“ und andere limitierte Metall-Modelle den fassungslosen „LGB-Normal-Bahnern“ angedient.

Man muss sich nur das Angebot auf eBay ansehen. Ich tue es regelmäßig, und es erzählt mir viel über den aktuellen Stand der Dinge! Was heute verkauft werden soll, das kommt oft von Leuten, die wenig oder gar keine Ahnung von den Modellen haben. Oft steht es auch in der Beschreibung, dass man z.B. durch Erbschaft in den Besitz der Modelle gekommen ist und sich nicht auskennt. Als „LGB“ wird da z.B. „Märklin Spur I“ angeboten, als „POLA“ werden Gebäude von „Preiser“ und „Lindberg“ bezeichnet. Da wird etwas als „neu“ beschrieben, obwohl deutlich erkennbar ist, dass Zugschlussleuchten mit Kabeldurchführungen in der Rückwand montiert sind, dass Schrauben Flugrost aufweisen oder Beschädigungen vorhanden sind.

Und dann die Preisvorstellungen: Ich gebe zu, dass ich in meinem Inneren immer noch in „DM“ umrechne, also verdoppele und dann mit den früheren Preisen vergleiche. Nun, keiner „muss“ da etwas kaufen, - aber manches Mal würde ich schon, - wenn die Preisvorstellung nicht absurd wäre. Da kann ich übrigens auf ein neues Büchlein von Günter Mattolat verweisen: Kompendium kompakt, LGB-Preiskatalog 2020/2021“, das kürzlich erschienen ist. Ich empfinde die dort genannten Preise zwar teilweise als zu niedrig, aber man hat wenigstens einen guten Anhaltspunkt.

Zum Thema „Preise“ noch ein Gedanke: Ich halte es für falsch seitens einiger Händler, wenn bei neu erscheinenden Modellen oft ein Preisnachlass von z.B. 10 % dem Endkunden gegeben wird. Haben Sie schon einmal erlebt, dass ein Auto neu erscheint, und der Preis dafür gleich 10 % zu anfangs niedriger ist? Nein! Gerade mit neuen Modellen muss der Handel doch sein Geld verdienen! Aber das kaufmännische Denken ist bei manchen Händlern auch noch nicht richtig angekommen....

Was das Neuheiten-Angebot aus dem Hause Märklin betrifft, gibt es gegenüber den früheren Jahren gleich eine Menge an Manko: Es hapert an der Qualität und es hapert oft auch an der Quantität! Will sagen, dass die Fertigung in Ungarn nach wie vor zu wünschen lässt! Ich erinnere mich noch gut an einen vierachsigen Güterwagen nach RhB-Vorbild, der an den Pufferbohlen so Haken aufwies, in die beim großen Vorbild Verbindungs- Ketten eingehängt werden. Nur waren beim Modell die Öffnungen der Haken nach unten gerichtet, - eine Kette würde also heraus fallen. Ja, - sie wissen manches Mal nicht, was sie tun.... Und derartige Reklamationen ließen sich unendlich fortsetzen. Oftmals ist der verwendete Kunststoff einfach zu dünn, so dass beim Versand etwas zerbricht. Da wird einfach am falschen Ende gespart! Und was auch schlimm ist: Es werden aus derartigen Fehlern bei der Herstellung und Montage offensichtlich keine Konsequenzen gezogen.

Das Modell der „VIk“, also z.B. die DR-Dampflok 99 653, LGB-Nr. 20480, ist von der Ausführung her so simpel, dass man sie in früheren Jahren eher dem „Playmobil-Programm“ zugeordnet hätte. Das Gestänge der Dampfloks sind jetzt nicht mehr lackiert und sehen einfach plastikhaft aus. So, dass in der neuen Ausgabe des „Gartenbahn Profi“ (3/2020) schon in einem Beitrag auf die Möglichkeit der nachträglichen Verbesserung durch eine Selbst-Lackierung durch den Kunden hingewiesen wird. Sehr peinlich für Märklin! Den „Allegra“ habe ich mir übrigens auch nicht zugelegt, - der Ausführung wegen.
 

Und damit will ich meine „Gedanken“ im April 2020 beenden. Aber es gäbe noch sehr viel anzumerken ...
 
In diesem Sinne und mit herzlichen Grüßen aus Much! Und bleiben Sie gesund!

Ihr H.-Jürgen Neumann
 

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